Frida Kahlo hatte ein tiefes inneres Verständnis für esoterisches Wissen, das zu ihren Zeiten fast ausschließlich in den höchsten Rängen der damaligen spirituellen Geheimbünde gelehrt wurde.
Bereits in meinem Artikel über ein anderes Bild von Frida Kahlo habe ich von einer spirituellen Auferstehungszeremonie geschrieben, die wahrscheinlich von den meisten bedeutenden Kulturen viele Jahrtausende lang zelebriert wurde, bevor sie von den großen Religionen dieser Welt aus politischen Gründen verboten wurde.
Eine Gesellschaft, in der ein Großteil der Menschen spirituell erwacht ist, das war damals wie heute schwer vorstellbar für die herrschende Zunft, denn dies ging mit dem Verlust jeglicher Kontrolle über die Untertanen einher. Wo kämen wir denn da hin, wenn beinahe jeder eifrige spirituelle Schüler das vollständige Erwachen des Höheren Selbst, das Erleuchtetsein und Selbst-zum-Gott-werden mit etwas Anleitung und einigen bewährten Techniken noch in diesem Leben hinbekommen könnte?
Ja, wie würde unsere Welt wohl heute aussehen, wenn auch nur 10% der Menschheit vollkommen erleuchtet wäre? Vielleicht könnten wir dann tatsächlich das „Paradies auf Erden“ miterleben.
Für die Mächtigen wäre dies undenkbar! Aus diesem Grunde wurden viele tiefe Weisheiten aus unseren heutigen großen Weltreligionen förmlich ausradiert. In unseren Breiten bekannt geworden ist zum Beispiel das berühmte Konzil zu Konstantinopel im Jahre 553, als die Reinkarnationslehre aus der Bibel verbannt wurde.
Doch die spirituelle Lehre der inneren Auferstehung wurde zum Glück nie ganz ausgelöscht. Uns bleiben alte gnostische Pergamentrollen und Tontafeln, wertvolle Fundstücke der Tempelritter und Überlieferungen der frühen Freimaurer und Rosenkreuzer (wobei es so scheint, als ob diese Geheimgesellschaften heute ihre höchsten Einweihungsstufen vergessen hätten).
Und uns bleibt die Kunst! So wie Leonardo da Vinci oder Michelangelo nutzte auch Frida Kahlo ihre Begabung, um geheime spirituelle Botschaften in ihrer Kunst zu verstecken.
Und bei diesem späten Meisterwerk (1945) von ihr weiß ich gar nicht, wo ich beim Aufzeigen der vielen Symboliken anfangen soll!
In der Mitte des Bildes sehen wir einen im Himmel schwebenden Fötus, der ganz offensichtlich von der beinahe übermächtigen Sonne (dem inneren Licht?) gezeugt wurde und in einer Gebärmutter heranwächst. Die Eierstöcke dieser Gebärmutter scheinen seitlich zu den Bäumen zu wachsen, als ob sie eine Verbindung mit Mutter Erde darstellen sollen.
Darunter ist ihr Ehemann Diego Riviera als neugeborenes Kind mit deutlich erkennbarem dritten Auge zu sehen, ein Symbol für das vollständig erwachte Höhere Selbst. Das Kind schwimmt in einer Wiege (oder ist es ein Sarkophag?) auf dem Wasser und erreicht das nahestehende Ufer.
Hier wachsen grüne Bäume, es sind aber auch ein paar besonders alte und knorrige Baumstämme übriggeblieben, die sicher nicht ganz zufällig ein Kreuz (links) und einen betenden Mönch (rechts) andeuten.
Daneben sehen wir sowohl links, als auch rechts riesige Menschenmassen. Jeweils in der ersten Reihe ist ein Affe zu erkennen. Soll dieser zeigen, wie die meisten Menschen dem Herdentrieb folgen und nach animalischen Zielen eifern? Links scheinen sie eine Revolution zu starten, rechts beten sie auf Statuen erhobene Idole an.
Unten, und damit auch ganz vorne im Bild, sehen wir links einen hämmernden Mann (Schaffe, schaffe, Häusle baue?), dessen Körper in zwei Farben (Zeichen der Dualität) gemalt wurde. Parallel dazu gibt es eine milchgebende Mutter auf der rechten Seite, und auch sie ist farblich in zwei verschiedenen Hälften gemalt.
Über dem Himmel der beiden Menschenmassen sehen wir insgesamt 20 wichtige Persönlichkeiten unserer Zeitgeschichte, darunter unter anderem Buddha, Karl Marx, Jesus Christus, Mahatma Gandhi, Adolf Hitler, Napoleon Bonaparte, Julius Caesar und Alexander der Große.
Was haben diese Persönlichkeiten gemeinsam? Nun, sie wussten mit Sicherheit ziemlich gut über die tiefsten esoterischen Geheimnisse der Welt Bescheid!
Ja, sogar Adolf Hitler war dafür bekannt, nach dem Heiligen Gral und einigem mehr zu suchen, um damit seine Macht zu erhöhen. Und Alexander der Große gründete die gleichnamige Stadt Alexandria, in der nicht nur eine für damalige Verhältnisse gigantische Bibliothek spiritueller Schriften gebaut, sondern auch gewisse Auferstehungsrituale im großen Stile abgehalten wurden.
Bei diesen Zeremonien der inneren Auferstehung verbrachte man mehrere Tage lang in vollständiger Dunkelheit, meistens unterhalb der Erde, in einer Höhle, unterirdischen Kapelle oder inmitten oder unter einer Pyramide.
Die tiefschwarze Dunkelheit und der enge Kontakt mit Mutter Erde kann ein tiefes Geborgenheitsgefühl vermitteln, wie es die Seele zuletzt im Mutterleib gespürt hat. Und, wie unsere Wissenschaftler inzwischen herausgefunden haben, feuert das Verweilen in tagelanger Dunkelheit auch ganz kräftig die Produktion von körpereigenen Botenstoffen an.
Bei diesem natürlichen und automatisch ablaufenden Prozess beginnen die Drüsen tief im Inneren unseres Gehirns nach etwa sechs bis acht Tagen 5-MeO-DMT zu produzieren, das anschließend zwischen dem neunten und zwölften Tag in reines DMT (das „Molekül des Bewusstseins“) gewandelt wird. DMT ist auch der Hauptwirkstoff von Ayahuasca.
Wer diese Erfahrung selbst einmal in einem Dunkelretreat erlebt hat, berichtet oft von einem hellen Leuchten aus dem Inneren des Kopfes heraus. Damit machen dann sogar die Heiligenscheine in den alten Heiligenbildern mit einem Mal Sinn! Denn DMT kann uns auch das Erfahren der vollständigen Einheit mit Allem was Ist bescheren.
Doch zurück zum Bild von Frida Kahlo: Über den berühmten Persönlichkeiten sehe ich auf beiden Seiten eine dunkle Höhle mit der beschützenden Hand von Mutter Erde (siehe Fridas Bild: Die Liebe Umarmung des Universums). In den beiden Höhlen liegen Skelette, die den symbolischen Tod des früheren Ichs zeigen.
Denn gestorben ist hier niemand: Links sehen wir zwar menschliche Knochen, doch darüber einen nackten und spirituell erwachten Mann, wie uns die geöffnete Lotusblume im Solarplexus, das strahlende Leuchten des Lichtkörpers und die goldene Krone mit Heiligenschein zweifelsohne mitteilen wollen.
Rechts ist das Skelett eines tierischen Wesens abgebildet. Darüber eine nackte Frau, die während der Auferstehungszeremonie zwar noch keine Heiligkeit, aber zumindest ihre innere Weiblichkeit wiedergefunden hat, denn sie liegt sichtlich zufrieden in einer riesigen Muschel.
Diese Frau scheint sich während der Zeremonie ihren animalischen Urkräften und auch ihren tiefsten Ängsten (Teufelsfigur im Feuer) gestellt zu haben. Vielleicht macht sie bald eine weitere innere Auferstehungszeremonie und schreitet dann die Jakobsleiter der Erleuchtung um ein paar Sprossen weiter, bis sie auch eines Tages zur Heiligen wird…
Ganz oben im Bild sehen wir links die religiösen Symbole der ur-amerikanischen und asiatischen Philosophien und gespiegelt dazu rechts die christliche, vorchristliche und ägyptische Symbolik. Hier gibt uns Frida den Hinweis, dass hinter den religiösen Symbolen oftmals tiefe spirituelle Weisheiten versteckt sind, die nur die Eingeweihten (oder die, die sich darum bemühen) erkennen.
Vielleicht ging Fridas Einweihungsweg ebenfalls über die Symbolik in alten religiösen Kunstwerken. Sie hatte als außergewöhnliche Künstlerin auf jeden Fall das Gespür dafür, und durch ihre fast lebenslange Krankheit sicherlich auch die Zeit und die Muße, hinter die äußere Fassade der Dinge zu blicken.
Zu diesem Gemälde gibt es einen Kommentar von Frida Kahlo. Sie hätte das Bild als Interpretation von Sigmund Freuds Buch: Der Mann Moses und die monotheistische Religion gedacht. Nach dem zweiten Lesen des Buches wäre ihr dann aber aufgefallen, dass Freud wohl etwas ganz anderes gemeint hatte, als sie es nun bereits fertig gemalt hatte. Es bleibt offen, ob Frida mit dieser Erklärung nur von ihren wahren Quellen der Erkenntnis für dieses Bild ablenken wollte…