Carl Gustav Jung wäre sicherlich kein großer Fan der heutigen Esoterik-, und Spirituellen-Szene gewesen.
Ein bunter, lauter Wellness-Jahrmarkt ist es geworden!
Es gibt fast überall nur Engel, Licht, Umarmungen und jeder preist einem an, wie man spiritueller und erfolgreicher wird.
An dieser Stelle sollte ich wohl erwähnen, dass ich seit vielen Jahren selbst in diesem Wellness-Jahrmarkt tätig bin. In meinem Verlag start2dream habe ich über 80 angenehm entspannende Phantasiereisen veröffentlicht.
In diesem Umfeld gibt es besonders für dauergestresste Menschen auch vieles zu lernen, keine Frage. Und ich finde auch, dass es in unserem Leben immer noch viel zu wenig Engel, Licht und Umarmungen gibt. 🙂
Doch wo Licht ist, da ist auch Schatten, so sagt man. Und dieser Schatten ist ein fester Teil unserer Persönlichkeit, meint Carl Jung.
Wie entsteht der innere Schatten?
Wenn wir geboren werden, sind wir fast perfekt. Es fehlen eigentlich nur ein paar motorische und mentale Fähigkeiten. Auch das Bewusstsein braucht ein bisschen Training, um sich ganz an die Körperlichkeit und Eingeschränktheit dieser Welt zu gewöhnen.
Doch wir sind bereits perfekt in unseren Werten, in unseren Gefühlen, in unserem Sein.
Und dann kommt die Gesellschaft und verändert uns.
Spätestens, wenn wir erwachsen sind, haben wir meist alle Regeln des modernen Zusammenlebens kennengelernt und wissen ganz genau, welche Emotionen ausgelebt werden dürfen und welche eher unerwünscht sind.
Unsere Persönlichkeit teilt sich darum in zwei Hälften auf, und zwar in einen erwünschten Anteil und einen unerwünschten Anteil. Was in der Gesellschaft als positiv bewertet wird, stellen wir außerhalb von uns in den Vordergrund… Zum Beispiel in Form unseres Facebook-Profilfotos.
Und alles andere von uns, was wir auch noch sind (und was wir wahrscheinlich nie auf Facebook teilen würden), das wandert in unseren inneren Schatten.
Er heisst Schatten, weil wir ihn normalerweise nicht richtig klar wahrnehmen können.
In unserem Schatten finden wir unter anderem alle nicht ausgelebten „hässlichen“ Emotionen. Wobei, hässlich ist natürlich eine rein subjektive Bewertung aufgrund unserer sozialen Prägung.
Man muss nicht immer jede Emotion ausleben. Genau das macht eine höher entwickelte Gesellschaft aus, sonst würden wir uns wohl immer noch beim ersten Aufkochen der Emotionen gegenseitig umbringen oder verletzen.
Naja, verletzen tun wir uns immer noch laufend, vieles läuft unbewusst, aber oftmals sogar aus voller Absicht. Auf Facebook kann man dies an der Anzahl der beleidigenden oder hasserfüllten Kommentare erkennen. Hier wäre also durchaus noch einiges an Entwicklungspotential für die Menschheit vorhanden.
Es ist interessant, dass Facebook mit Zensur gegen hate speech (Hasskommentare) vorgeht. Das ist Symptombekämpfung. Und wer kümmert sich um die Ursachen?
Wir finden diese in unserem Schatten. Allerdings müssen wir dafür ganz genau hinschauen und sehr, sehr, sehr ehrlich mit uns selbst sein.
Doch unser Schatten kann auch goldene Anteile beinhalten. Der goldene Schatten, das sind die Bereiche, in denen wir bereits wahre Götter sind, es uns aber aus irgendeinem Grunde nicht selbst eingestehen.
Wenn wir alle unsere verborgenen Talente, Emotionen und Energien aus unserem Schatten in das Licht unseres Tagesbewusstseins bringen, dann können wir zu wahren Lebensmeistern werden.
Weitere Anteile in unserem Schatten bilden sich durch unsere Helden und Vorbilder.
Solange wir jemand anderen um bestimmte Eigenschaften vergöttern, haben wir diese Bereiche in unserem eigenen Leben noch nicht ausreichend gelebt und erfahren.
Auch hier lohnt es sich, achtsam hinzuschauen und daraus zu lernen. Schritt für Schritt können wir uns dann unseren Helden und Vorbildern annähern – so lange, bis wir uns neue Vorbilder suchen, die bereits weiter entwickelt sind…
Alle deine Taten, Gedanken und Gefühle sind der Polarität unterworfen
Diese Welt basiert auf Polarität.
Ohne kalt kann es kein heiss geben. Ohne Trauer keine Freude. Ohne Frau keinen Mann. Ohne Dunkelheit kein Licht.
Ob du es möchtest oder nicht, auch jede deiner sicherlich meistens gut gemeinten Entscheidungen in dieser Welt bewirkt geichzeitig etwas, dass du vielleicht eher nicht gewollt hättest.
Jede deiner Handlungen (und dazu gehören auch deine Gedanken und Emotionen) entspricht einem Eingriff ins System.
Das braucht uns nicht zu ängstigen. Doch wir müssen verstehen, dass sich dieses System, unsere geistige und materielle Schöpfung, nach jeder unserer Handlungen aufgrund der Gesetze der Polarität immer wieder von selbst ausgleichen wird.
Müssen wir töten um zu leben?
Jede unserer bewussten oder unbewussten Handlungen löst also auch immer eine oder mehrere Schattenhandlungen aus.
Selbst dann, wenn wir überzeugte Vegetarier sind, töten wir beim Herausziehen eines Bio-Salatkopfes aus der Erde tausende von Kleinstlebewesen, die vorher in harmonischer Symbiose mit dem Salat gelebt haben.
Es sei denn natürlich, man isst Salat aus künstlicher und steriler Massenhaltung, dieser hat dann allerdings auch noch nie feuchte Erde und Sonnenschein erlebt und ist mit entsprechend deutlich weniger Nährstoffen und energetischer Heilwirkung ausgestattet.
Der Unterschied zwischen einem Vegetarier und einem Fleischesser ist also der, welche Lebewesen man zu töten bereit ist.
Und natürlich geht es um die Menge an Lebewesen: Denn eine Kuh frisst im Laufe ihres Lebens eine ganze Menge pflanzlicher Nahrung.
Und natürlich geht es auch darum, was man in seinen Körper hineinlassen möchte und was nicht.
Je höher sich die Gesellschaft entwickelt, desto größer ihr Schatten?
Wir haben als Menschheit zwar noch längst nicht die allerhöchsten Gesellschafts- und Bewusstseinsformen und -normen entwickelt, die in diesem Universum theoretisch möglich wären…
Doch immerhin kann man sich in vielen Ländern einigermaßen sicher in der Welt bewegen, ohne gleich an jeder zweiten Ecke von einem Dieb ausgeraubt zu werden.
Doch auch das ist Evolution: Wir werden immer noch ausgeraubt. Die damaligen Diebesgilden der Städte sind heute zu multinationalen Konzernen geworden, denen wir ihr Zeugs auch noch freiwillig abkaufen. 😉
Je weiter wir uns kulturell, gesellschaftlich und spirituell entwickeln möchten, desto mehr müssen wir auch auf unseren Schatten achtgeben, der sich immer genau parallel mitentwickelt.
Es gibt einen äußerlich erkennbaren Schatten, der sowohl unseren direkten Handlungen entstammt, der aber auch zu einem großen Anteil vom kollektiven Unbewussten der Welt ausgebildet wird. Wir sehen diesen Schatten zum Beispiel in der katastrophalen Ungleichheit unserer Welt, wo 1% so viel besitzen wie 99%.
Die Größe unseres Schattens können wir unter anderem auch an der Anzahl und der Gesamtwirksamkeit unserer weltweiten Waffensysteme ablesen, sozusagen als Symbol unserer aufgestauten Emotionen. Derzeit könnten wir uns wahrscheinlich alle miteinander gleich zigfach zerstören.
Wir sehen unseren Schatten auch, wenn wir in die Tages- oder Fernsehzeitungen schauen und das Ungleichgewicht zwischen positiven, aufbauenden Inhalten und Mord-, Gewalt- und anderen Negativthemen bemerken.
Ja, die Massenmedien kontrollieren das Meinungsbild der Allgemeinheit. Aber sie orientieren sich natürlich auch an unserem Kaufverhalten. Die Überschrift „Alles ist gut!“ bringt eben wenig Kassenerfolg, denn wir sind es gewohnt, unsere Medien als Spiegelbild unseres eigenen Schattens zu benutzen.
Im sonntäglichen Tatort-Krimi und vielen anderen Filmen und Serien darf der Schatten ebenfalls zum Vorschein kommen. Allerdings nur als Projektion, dazu später mehr.
Braucht die Welt das Böse für eine harmonische Balance?
Ein extrem unausgewogener kollektiver Weltschatten, der von uns nicht rechtzeitig in Balance gebracht wird, entwickelt eine ausgleichende Eigendynamik. So kommt es im schlimmsten Falle zu Krieg oder zu einer Weltwirtschaftskrise.
Der kollektive Weltschatten ist meiner Meinung nach der tiefere, spirituelle Grund für sämtliche Kriege der Menschheit.
Die Hintergründe, warum, weshalb und wieso es zu einer Weltkrise kommt, sind dann eher nebensächlich. Es kommt so, weil es kommen muss, weil eine dualistisch aufgebaute Welt immer einen Ausgleich finden muss um bestehen zu bleiben.
Wenn die Menschheit in höhere Bewusstseinszustände aufsteigen möchte und wir dies auch in unserer äußeren Welt gespiegelt sehen möchten (zum Beispiel: keine Kriege, keine Gewalt, kein Hunger und ein Leben in Harmonie mit Mutter Erde), dann müssen wir uns jetzt sehr gut um unseren kollektiven Weltschatten kümmern.
Das Gute ist ja: den kollektiven Weltschatten bilden wir alle zusammen.
Wenn wir uns um unsere persönlichen Schattenanteile kümmern, wenn wir diese erst erkennen, sie dann annehmen und anschließend entweder in unser Sein integrieren oder sie auflösen, dann verändern wir damit auch ein Stück weit die ganze Welt, nämlich den kollektiven Weltschatten.
Unser persönlicher Schatten bildet sich durch unsere eigenen Taten, Gedanken und Gefühle.
Projektionen helfen nicht weiter
Wie ich es weiter oben schon kurz habe anklingen lassen, Gewaltfilme oder -nachrichten im Fernsehen sind nicht sehr hilfreich, um den eigenen Schatten auszugleichen. Denn beim Fernsehen konzentrieren wir uns vor allem auf den Schatten draußen in der Welt. Es lenkt uns von unserem eigenen inneren Schatten ab.
Viele Menschen projizieren ihren Schatten unbewusst auf andere Personen, zum Beispiel auf ihren Chef, die Bundeskanzlerin, Donald Trump, den störrischen Nachbarn oder sogar den eigenen Partner. Eltern projizieren ihre Schatten manchmal auf ihre Kinder und andersherum.
Bei der Projektion sehen wir zum Beispiel einen aus unserer Perspektive ersichtlichen Fehler in einem anderen Menschen und verurteilen ihn dafür.
Eine typische Schattenprojektion ist es zum Beispiel, wenn wir andere Menschen als rassistisch bezeichnen, aber selbst noch nicht frei von Vorurteilen sind.
Diesen vom Bewusstsein abgespaltenen Teil unserer Persönlichkeit selbst zu erkennen, ist wirklich nicht so leicht.
Das Leben ist der beste Lehrmeister. Solange wir nicht ganz gezielt an unserem inneren Schatten arbeiten, zeigt uns das tägliche Leben immer wieder neue Situationen, um uns unseren Schatten genau vor die Augen zu halten.
Das geschieht dann so lange, bis wir die Augen auch wirklich mal aufmachen und unseren Schatten klar als das erkennen, was er ist: ein Teil von uns.
Einmal erkannt, können wir den inneren Schattenanteil zum Beispiel transformieren, ihn möglicherweise sogar als Ressource nutzen.
Manchmal brauchen wir ihn aber auch nur anzunehmen, so wie er ist. Oder wir können ihn als Inspirationsfunken nutzen, um eine wichtige Veränderung in unserem Leben einzuläuten.
Beim Integrieren unserer Schattenanteile finden wir automatisch in unsere innere Mitte.
Wir werden wieder heil oder: heilig.
Die innere Vereinigung der Gegensätze
Die ursprünglichen Christen wurden noch verfolgt. Um sich bei einem Treffen untereinander wirklich sicher zu sein, dass man es mit einem anderen Christen zu tun hatte, gab man sich mit einem geheimen Ritual zu erkennen.
Mit einem Stock zeichnete die erste Person einen Kreis in die Erde. Die andere Person malte dann einen zweiten Kreis, der sich halb mit dem ersten überschneidet.
Um das ganze abzukürzen, konnte man stattdessen auch nur einen kurzen Teil der Kreislinie zeichnen und die zweite Person ergänzte mit der gegenteiligen Linie, man benutzt also nur einen Ausschnitt der Gesamtfigur, was dann einem Fisch ähnelt.
Dieser Fisch, der aus zwei gegenüberliegenden Kreissegmenten besteht, wird auch heute noch als Erkennungsmerkmal von Christen genutzt.
Wenn dem Fisch auch noch die Flossen gestutzt werden, nennt man die mandelförmige Figur dann vesica piscis (lateinisch) oder Mandorla (von italienisch = Mandel).
Heilige werden vor allem (aber nicht nur) im Christentum gerne in einer mandelförmigen goldenen Aura gezeigt, die man auch Mandorla nennt.
Die Vereinigung der Gegensätze zwischen dem Weiblichen und dem Männlichen, dem Yin und dem Yang, dem Licht und dem Schatten, war für das ursprüngliche Christentum einer der wichtigsten spirituellen Grundpfeiler.
Leider scheinen wir diese alten spirituellen Weisheiten heutzutage fast vergessen zu haben… Oder hat man sie gar vor uns verborgen gehalten?
Schaut man sich alte Jesusbilder mit Mandorla an, so werden meistens auch immer vier Symbole dazu gezeigt:
- Mensch
- Adler
- Ochse
- Löwe
Diese vier Figuren entstammen aus der Offenbarung 4:7. Die offizielle Deutung sagt, dass diese Figuren die vier Apostel symbolisieren würden. Doch die Begründung dazu finde ich mehr als fadenscheinig.
Meine persönliche Deutung: Die ursprünglichen Christen kannten sich noch sehr gut aus mit der heiligen Elementenlehre!
- Mensch (genauer gesagt: Frau!) = Wasser
- Adler = Luft
- Ochse = Erde
- Löwe = Feuer
Die Mandorla (vesica piscis) zeigt uns, dass wir erst mit der richtigen Balance zwischen den Gegensätzen der Polarität Vollkommenheit und Erleuchtung finden werden. Die vier Elemente können uns dabei helfen, diese Balance zu finden. Darüber habe ich bereits in einem anderen Blogartikel geschrieben.
Vorsicht, Verschwörungstheorie!
Dieser Artikel wäre nicht vollständig, wenn ich nicht zumindest kurz auf die sogenannten Illuminaten, die Kabale oder auch die wahren Machthaber, die im Verborgenen an den Fäden ziehen sollen, eingehe.
Ob es diese wirklich gibt oder ob sie nur unserer Imagination entsprungen sind, das ist für meine Aussage allerdings vollkommen irrelevant.
Jedenfalls haben uns einst die Gründerväter des amerikanischen Dollars ein deutliches Zeichen auf ihren Scheinen hinterlassen.
Du kennst es bestimmt…
Eine Pyramide ist ein spannendes Symbol. Von vorne betrachtet sehen wir zunächst ein gleichschenkliges Dreieck. Es gibt ein Links und ein Rechts (Polarität).
Im dreidimensionalen Raum gesehen zeigt eine Pyramide mit ihren vier Seitenflächen sogar eine doppelte Polarität – oder auch die vier Elemente.
Und dann gibt es die Spitze der Pyramide, die in diesem berühmten Symbol das allsehende Auge Gottes zeigt.
Dazu fällt mir ein Bibelzitat ein…
Das Auge soll einfältig, oder einfach (in der englischen Bibel: eins), sein. Wir sollen also nicht mit links und rechts sehen, sondern quasi einen erhöhten Perspektivstandort einnehmen (bzw. zum Sehen unser Drittes Auge verwenden) und dabei erkennen, dass hell und dunkel, kalt und heiss, links und rechts, weiblich und männlich, und ja: auch gut und böse, zwingend notwendige Anteile einer Welt sind, die auf den Gesetzen der Polarität basiert.
Wenn nun das Licht, das in dir ist, [auch] Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein! Hier wird uns erklärt, dass das, was wir als Licht bezeichnen auch einen ebenso großen Schatten mit sich zieht.
Übrigens, um ein gleichschenkliges Dreieck zu zeichnen, benötigt man nach Euklids Elementenlehre einen Kompass und ein Lineal. Man zeichnet zwei überlappende Kreise, die Form der vesica piscis.
Das Symbol taucht sowohl bei der Pyramide von Gizeh und der Sphinx, als auch auf dem Petersplatz in Rom und im Washington Monument auf, wie man mit einer einfachen Google-Bildersuche erfahren kann.
Da darf sich jetzt jeder seine eigenen Verschwörungstheorien zu ausdenken. 😉
Es scheint aber ein ziemlich wichtiges und ziemlich heiliges Symbol zu sein.
Die vesica piscis zeigt die Vereinigung der Polaritäten zwischen Licht und Schatten, zwischen weiblich und männlich, zwischen oben und unten.
Auf dieser Wahrheit basiert das ursprüngliche Christentum.
Nur, wenn wir die Vereinigung und Balance lernen, zwischen unseren inneren und äußeren Gegensätzen, zwischen unserem Licht und unserem Schatten, zwischen unserer weiblichen Seite und unseren männlichen Anteilen, nur dann, wenn wir beide Seiten gleichwertig verstehen, akzeptieren und aktiv mit ihnen arbeiten, nur dann werden wir uns weiterentwickeln – als Mensch und auch als Menschheit.
Schauen wir uns also unseren Schatten an.
Bringen wir die Welt wieder in Balance.
Erst in uns.
Dann um uns herum.
Carl Gustav Jung wurde manchmal mit Bezug auf die großen Katastrophen und Krisen unserer Zeit gefragt: „Werden wir es schaffen?“
Seine regelmäßige Antwort lautete: „Wenn genügend Menschen ihre innere Arbeit machen“.